Bergisches Saatgut

für Bergische Vielfalt

Welle

Alternative Samengewinnung

Im Folgenden werden zwei Übertragungsmöglichkeiten von lokalem Samenmaterial vorgestellt. Die Vorteile im Vergleich zur reinen Ansaat mit Regiosaatgut bestehen in der genetischen Bandbreite der zu übertragenden Pflanzenarten, die in der Region zu Hause sind. Hiermit können auch Pflanzen übertragen werden, die als Saatgut nicht verfügbar sind,z.B. weil sie nicht lohnenswert oder schwierig im Anbau sind oder als Art nicht im Fokus stehen, wie z. B. viele Gräserarten.
Durch diese Direktübertragung ohne zwischenzeitliche Vermehrungsschritte wird eine Selektion der genetischen Ausprägung der Einzelarten vermieden. Dies kann durch mehrjährigen Anbau durchaus vorkommen, wird aber i.d.R. unterbunden durch die Einhaltung bestimmter Regeln (mehrmaliges Besammeln einer Fläche, Anbau maximal bis zur 5. Tochtergeneration etc).

1. Heugrassaat

Bei diesem Verfahren wird der samenreife Aufwuchs gemäht und direkt auf die vorbereitet Nehmerfläche frisch verteilt. In der Regel liegt dabei die zu beerntende Wiese in nächster Umgebung zu der anzureichernden Fläche.

Vorteil dieser Methode ist, dass auch Insekten und deren Larven mitübertragen werden können und teilweise auch z. B. Moose auf die neue Fläche gelangen. Dies ist bei der Übertragung von getrockneten und gereinigten, reinem Saatgut naturgemäß nicht der Fall. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die benötigten Geräte wie Mähwerk, Ballenpresse und/oder Ladewagen normalerweise in allen landwirtschaftlichen Betrieben vorhanden sind. Hierdurch ist dies eine der kostengünstigsten Varianten.

Nachteil bei der Heugrassaat ist, dass nur die zu dem einen Mahdtermin reifen Samen übertragen werden. Pflanzen, die spät blühen oder bereits ausgesamt haben, werden nicht mit übertragen. Dem kann allerdings durch zeitversetzte Mahdtermine und Ausbringung auf Teilflächen begegnet werden.

Gleichzeitig kann nur zum idealen Erntezeitpunkt eine Übertragung stattfinden, sodass die anzureichernde Fläche schon fertig vorbereitet sein muss. Eine Übertragung im Frühjahr oder späten Herbst ist hierdurch nicht möglich. Auch wird das Erntegut mit samt Stängel- und Blattmaterial übertragen und kann daher, zumindest im Jahr der Übertragung, nicht zur Futternutzung herangezogen werden.

Die Übertragung mit Ballen darf nicht zu lange dauern, da sich das frische Material innerhalb einiger Stunden erhitzt und Samen dadurch ihre Keimfähigkeit verlieren können.

2. Samenmaterialgewinnung durch Auskämmen

Das Verfahren des Auskämmens wird ähnlich angewandt wie die Heugrassaat. Mit einer Spezialmaschine (Seedbeetle) wird durch den erntereifen Bestand gefahren, dabei werden die Samen mithilfe einer Bürste ausgekämmt. Das gesammelte Material kann dann entweder direkt auf eine Nehmerfläche ausgebracht oder getrocknet und bis zur Aussaat gelagert werden. Damit ist der Aussaatpunkt so flexibel wie bei der Ausbringung von „normalen“ Saatgutmischungen (In der Regel im Frühjahr oder im Herbst)

Der Vorteil im Vergleich zur Heugrassaat liegt darin, dass die Spenderfläche zu verschiedenen Zeiten beerntet werden kann (z. B. Anfang, Mitte und Ende Juli) und damit vergleichsweise mehr Pflanzenarten übertragen werden können. Zudem kann das getrocknete Samenmaterial von verschieden Standorten gemischt werden.

Die Nachteile liegen hierbei in der Anschaffung von Spezialgeräten und in den zeitaufwendigen Arbeitsschritten begründet, wodurch die Maßnahme relativ teuer ist.

 
  • Logo LVR
  • Biologische Stationen Rheinland
  • Biologische Station Rhein-Berg
  • Naturpark Bergisches Land
  • Biologische Station Mittlere Wupper
  • Biologische Station Oberberg
  • Biologische Station Haus Bürgel